Ein am 18. Februar präsentierte Entwurf (PDF ansehen) sieht für Graz zwei mögliche Metrolinien (M1 und M2) im automatisierten Betrieb und insgesamt ca. 25 km Streckennetz vor. Vom Infrastrukturprojekt würden zukünftig mehr als 200.000 Fahrgäste auf beiden Linien profitieren.
Welche Vorteile soll die Metro in Graz als schnellste Verbindung zwischen der Region und Graz bieten?
- 4 S-Bahn- und 12 Regionalbusknoten sollen für eine optimale Anbindung zum
Zentralraum Graz sorgen. - Durch einen kurzen Takt der Metro käme es zu minimalen Wartezeiten &
Umsteigezeiten. - Das S-Bahn Tempo von bis zu 80 km/h garantiere kurze Reisezeiten.
- Optimale Verknüpfung mit Straßenbahn- und Busnetz
- Höchste Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit durch Unabhängigkeit vom
Oberflächenverkehr - Neben dem vollautomatisierten Betrieb sieht das Konzept einen dichten Takt mit Intervallen von 2,5 bis 4 Min. tagsüber vor.
- Die Zuglänge sei je nach Nachfrage anpassbar und reicht von 30 m (220
Fahrgäste) bis 60 m (440 Fahrgäste).
Metro als Problemlöser gegen Staus und Umweltverschmutzung durch Verkehr?
Laut einer Prognose der Landesstatistik wird allein die Landeshauptstadt Graz bis 2030 von heute 294.000 auf mehr als 320.000 EinwohnerInnen wachsen. Bis 2050 soll Graz sogar um bis zu 77.000 EinwohnerInnen mehr haben. Auf den Verkehr hat dies massive Auswirkungen: Der jährliche Zuwachs von 5.000 EinwohnerInnen und 2.500 PKW entspricht einer PKW-Kolonne von Andritz bis Puntigam. Bereits heute stellen in der Rush-Hours Staus an Ein- und Ausfahrtsstraßen, volle Busse und Straßenbahnen sowie die zunehmende Abgasentwicklung Verkehrs- und StadtplanerInnen vor große Herausforderungen.
- 2020 gab es aus dem Zentralraum Graz aus allen Himmelsrichtungen 452.000 Personenfahrten pro Tag.
- 85 Prozent davon machte der Motorisierte Individualverkehr aus.
Damit der wachsende Zentralraum Graz nicht auf einer Einbahn Richtung kompletter Verkehrsüberlastung unterwegs ist und um vereinbarte Klima und Umweltziele zu erreichen, wird laut Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) der sog. ,Modal Split‘ (=Fahrgastzunahmen analog zum Bevölkerungswachstum) zugunsten des öffentlichen Verkehrs deutlich zu erhöhen sein. Dazu gäbe es sowohl von der Europäischen Union, der Bundesregierung, der Steirischen Landesregierung und der Stadtregierung im Rahmen der jeweiligen Agenda klare Bekenntnisse und Vereinbarungen.
Vizebürgermeister Mario Eustacchio (FPÖ) will einen großen verkehrspolitischen Wurf, um in diesem wachsenden Ballungsraum fit für die Zukunft zu sein. Der Platz in der Stadt, insbesondere in der Grazer Altstadt, sei einfach begrenzt. Die logische Konsequenz daraus wäre für den öffentlichen Verkehr eine neue Ebene erschließen. Mit einer Metro in den Untergrund zu gehen würde „absolut Sinn“ machen. Die Vorteile wären offensichtlich. „Die Vision eines solchen Jahrhundertprojekts einer Metro für Graz darf man nicht einfach als Spinnerei vom Tisch wischen. Wir müssen die Möglichkeit einer Umsetzung bis ins letzte Detail ausloten.
Experten prüften Mobilitätsangebote für Graz
Die Projektgesellschaft MUM 2030+ zeigt eindeutig auf, wie im Verbund von bestehenden und neuen Ebenen ein gesamtheitlich attraktives System funktionieren kann. Mobilität in urbanen Zentren durch Taktverdichtungen der S-Bahnen oder durch zusätzliche eigentlich nicht mögliche Belastungen der urbanen Lebensräume zu erzwingen, wird nicht funktionieren. Die überregionale Orientierung einer Metro als Teil einer Gesamtlösung für den steirischen Zentralraum und vor allem die Bedienung neuer Mobilität in einem der dynamischen Wirtschaftsräume Österreichs erfordert die Mitwirkung von Bund und Land bzw. ein gemeinsames Vorgehen mit der Stadt.
so Holding Graz-CEO Wolfgang Malik.
Graz Metro M1 und M2: Fahrgastpotenzial und Verlagerung zum ÖV
Die bisherigen Investitionen in den öffentlichen Verkehr in den letzten 20 Jahren haben kaum Verbesserungen beim Modal Split bewirkten. Über die Kombination bereits
bestehender Angebote mit einer Metro in Graz wären die verkehrspolitischen Ziele laut der Studie zu erreichen – konkret eine:
- Steigerung von + 45 % im öffentlichen Verkehr.
- Bei den PKW-Fahrten eine Reduktion von -12 %.
Mit der Metro würden im Jahr 2030 450.000 Personen pro Tag öffentliche Verkehrsmittel in Graz benutzen, was einer Steigerung von 41 Prozent entspricht. Ohne die beiden Metrolinien sei von einer Steigerung von lediglich 18 Prozent auszugehen. Hand in Hand gehe auch eine deutliche Reduktion der privaten PKW-Nutzung.
Martin Fellendorf von der TU Graz (Leiter Institut für Straßen- und Verkehrswesen):
Ein Straßenbahnnetz, das zu weiten Teilen gemeinsam mit dem Straßenverkehr geführt wird, stößt in der wachsenden Stadt Graz an seine Kapazitätsgrenzen. Nur mit einem Metrosystem lassen sich die verkehrspolitischen Ziele eines ÖPNV-Anteils von knapp 30 % erreichen und mangelnde Auslastung einer Metro muss man nicht befürchten, wie unsere Simulationsrechnungen am Institut für Straßen- und Verkehrswesen gezeigt haben.
43 Prozent der GrazerInnen würden mit geplanter Trassenführung innerhalb von 600 Metern eine Metrostation erreichen
Das Institut für Eisenbahnwesen und Verkehrswirtschaft der TU Graz führte die Trassierung für die beiden Metrolinien durch. Peter VEIT, TU Graz (Leiter Institut für Eisenbahnwesen und Verkehrswirtschaft) dazu:
Dabei konnte eine Linienführung in Vorschlag gebracht werden, die die aus verkehrlicher Sicht anzustrebenden Haltepunkte bedient, günstige Verknüpfungen mit SBahn und Straßenbahn anbietet und eine kurze Gesamtreisezeit sicherstellt. Zudem erlauben die gewählten Trassierungsparameter die betrieblichen Anforderungen bei geringen Instandhaltungskosten und damit günstigem Betrieb und hoher Verfügbarkeit zu erfüllen.
Grazer Metro als USP für Umwelt und Wirtschaft
Dass ein Jahrhundertprojekt wie zwei Metrolinien eine Weiterentwicklung für die Stadt Graz und den Zentralraum bedeutet, sei unbestritten. Gleichartige Projekte in Europa würden eine große Dynamik in der Stadtentwicklung, eine Belebung der Innenstadt sowie eine Attraktivierung des Wirtschaftsraums durch verbesserte Mobilität zeigen. Sebastian
Kummer, von der WU Wien (Vorstand Institut für Transportwirtschaft und Logistik):
Die vom Team der WU Wien durchgeführte ökonomische Analyse zeigt, dass die beiden Metrolinien eine hervorragende Investition für die zukünftige Entwicklung von Graz und Umgebung sind. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht überzeugt der hohe Kostendeckungsgrad. Gesamtwirtschaftlich ist das hohe Nutzen-Kosten-Verhältnis von 3,9 auch im internationalen Vergleich hervorragend. Ich kann der Stadt, dem Land und auch dem Bund nur empfehlen die Investitionen in ein zukunftsfähiges Metrosystem möglichst schnell anzugehen.
Links
www.inside-graz.at/mobilitaet/u-bahn-fuer-graz.html
steiermark.orf.at/stories/3090694/
www.holding-graz.at/metro.html
Fotos: Strohecker Architekten/Newages
Schreibe einen Kommentar