Eröffnung des Jochen-Rindt-Gedenkjahres

02.09.2020

„Er war auf der einen Seite ein ziemlicher Draufgänger, auf der anderen jedoch ein sehr sensibler, überlegter und auch großzügiger Mensch.“ Mit diesen Worten beschreibt Uwe Eisleben seinen um drei Jahre jüngeren Halbbruder Jochen Rindt, an den er viele Jugenderinnerungen hat. Anlässlich Rindts 50. Todestages am 5. September 2020 kam der in Offenburg im deutschen Baden-Würtenburg lebende pensionierte Techniker heute nach Graz.

Die Wahl- und Herzensheimat seines Halbbruders richtete heute eine Gedenkfeier für den großen Sohn der Stadt am Zentralfriedhof aus. Dabei war Rindt gar kein gebürtiger Grazer. Er kam in Mainz auf die Welt, wo seine Eltern eine Gewürzmühle betrieben. Für die GrazerInnen und SteirerInnen ist Jochen Rindt aber noch heute, fünf Jahrzehnte nach seinem tragischen Tod beim Training in Monza, ganz eindeutig „einer von uns“. Das Grab des „Popstars der Formel 1“ zählt zu den am meisten besuchten am Zentralfriedhof. Eines, wo immer ein Lichtermeer an Kerzen brennt.

Aufbruchsstimmung, Spirit und Highlights

Im schlichten weißen Zelt hinter den Eingangstoren zum Zentralfriedhof fand heute zunächst eine Pressekonferenz und im Anschluss eine Eintragung ins Goldenen Buch sowie die Vorstellung einer speziell beklebten Straßenbahn der Holding Graz Linien statt. Dazu waren neben Bürgermeister Siegfried Nagl und Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer eben Rindts Halbbruder Uwe Eisleben sowie Tochter Natascha Rindt gekommen. Auch sein „Spezi“ Helmut Marko, selbst eine Motorsportlegende, befand sich am Podium und ließ die Zeit mit Jochen Revue passieren. Aus dem Mikrofon ertönte eine bekannt kräftige Stimme: der ehemalige ORF-Sportmoderator Robert Seeger hat auch in der Pension nichts von seiner Norweger-Pulli-Mentalität eingebüßt.

Seine Anmoderation gestaltete er bekannt dramatisch: „Mir fällt eigentlich nur ein Satz ein: Jochen Rindt ist unsterblich geworden und auch nach 50 Jahren immer noch populär.“ Dann blickte Seeger in die Zeit, in der Rindt seinen Siegeszug antrat, zurück: „Es herrschte Aufbruchstimmung. In diesen Kanon stimmten junge Fahrer wie du, lieber Helmut oder eben Jochen Rindt mit ein. Vielleicht braucht es diesen Spirit auch heute wieder.“

Davon ist auch Bürgermeister Nagl überzeugt. Er hatte im Schulbubenalter Jochen Rindt bereits als Hero in Graz erlebt und möchte heute als Bürgermeister der ungebrochenen Popularität der Formel-1-Legende mit einem Gedenkjahr Rechnung tragen: „Wir sind stolz auf Jochen Rindt, er ist für viele zum Vorbild geworden. Es wird eine Ausstellung im GrazMuseum geben, auch der Hauptplatz im neuen Stadtteil Reininghaus wird künftige Generationen an Jochen Rindt erinnern“, zählte Nagl die Highlights des Gedenkjahres auf. Dieses wird sich aufgrund von Corona ins kommende Jahr hinein erstrecken.

Rennfahrer-Gen liegt in der Familie

„I am happy to be here“, „Ich bin glücklich, hier zu sein“, startete Tochter Natascha Rindt in ihre Ausführungen. Die Tochter der Ikone lebt heute in der Nähe von Genf und ist selbst Mutter zweier Töchter. Eine davon hat es ebenfalls ins rasante Metier verschlagen – allerdings nicht auf den Asphalt sondern in den Schnee. Sie ist Skifahrerin. Natascha selbst hatte zehn Jahre lang für die Formel 1 gearbeitet. Ihre Erinnerungen an den berühmten Papa sind gering: „Ich war einfach noch zu klein.“ Ihre Mutter Nina konnte aufgrund einer Operation nicht vor Ort sein. Sie befindet sich aber auf dem Weg der Genesung, betonte Natascha. Sie hofft, dass sie es im Frühling zur Ausstellungs-Eröffnung nach Graz schafft.

Gemeinsam mit Uwe Eisleben und Helmut Marko trug sich Natascha Rindt ins Goldene Buch der Stadt ein. Anschließend stand ein Besuch des Ehrengrabs auf dem Programm, gefolgt von der Einweihung der speziell gebrandeten Straßenbahn.

Quelle graz.at


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